Im ersten Teil unserer Serie über Accelerate haben wir beschrieben, wie die Unternehmen, die in der Softwareentwicklung zu den Top Performern zählen, in den 4 Key Metriken um Größenordnungen besser abschneiden.

Bleibt die Frage - wie bekommen sie das hin? Softwareentwicklung ist eine komplexe Angelegenheit, daher sind Schlussfolgerungen “Das Team ist erfolgreich, weil es X und Y gemacht hat” schwierig. Im Rahmen von Accelerate haben die Autoren in ihren Studien jedoch 24 Eigenschaften und Fähigkeiten (Capabilities) ermittelt, die statistisch signifikant zu Verbesserungen der Software-Entwicklungsgeschwindigkeit beitragen 1.

24 Capabilities

Diese Capabilities lassen sich in 5 Kategorien einteilen (Continuous Delivery, Architecture, Product & Process, Lean Management & Monitoring sowie Cultural). Und während manche Begriffe, wie z.b. Continuous Delivery, bereits seit Jahren in aller Munde sind, ist ein Großteil der Capabilities für viele Unternehmen auch heute noch relevant.

Die 5 Capability-Kategorien von Accelerate

Abbildung 1: Die 5 Capability-Kategorien von Accelerate

Bei manchen Capabilities ist es so, dass diese oftmals nicht zu dem Grad ausgeschöpft werden, wie es möglich ist und wie es Top Performer tun. Unter Continuous Integration verstehen viele Entwickler z.B. den Einsatz einer CI-Pipeline. Vielmehr ist hier aber wichtig, dass eine kontinuierliche Integration so oft wie möglich (kontinuierlich steckt ja im Namen drin!) geschieht - am besten mehrmals täglich! Nur dann lassen sich nämlich in kleinen Schritten Änderungen durchführen, und nur dann ist eine lückenlose automatisierte Qualitätssicherung nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern zwingend notwendig, um Regressionen zu vermeiden.

Ähnlich verhält es sich mit Trunk-based Development und Continuous Delivery, die u.a. darauf abzielen, möglichst schnell Features live nehmen zu können und so die Lead time reduzieren.

Capabilities im Bereich Architecture zielen darauf ab, eine lose gekoppelte Architektur und eigenverantwortliche Teams anzustreben. Auch dies ist im Alltag leichter gesagt als getan. Während oft schnell über technische Lösungen begonnen wird, sind gute fachliche Schnitte bezogena auf Teams genauso wichtig wie für Code. Ansätze wie Team Topologies helfen hier weiter.

Unter den Bereich Product & Process Capabilities fallen Themen, die auch starken Einfluss auf das Produktmanagement haben: hier liegt der Fokus auf dem Arbeiten in kleinen Schritten, aktives und regelmäßiges Einholen von Kundenfeedback sowie das Denken in Experimenten. Ebenso wird oft vergessen, konsequent für die Sichtbarkeit aller Arbeiten zu sorgen, die in den Teams gerade stattfinden. Denn nur so können Teams ihre Themen effektiv und effizient angehen. Auch hier zeigt sich in vielen langwierigen Meetings und immer wiederkehrenden Diskussionen, dass so ein Verständnis in vielen Teams oft noch fehlt.

Bei den Praktiken zu Lean Management & Monitoring hat sich in den letzten Jahren hingegen viel getan: Kontinuierliche Überwachung aller Systeme ist mittlerweile für viele Teams kein Thema mehr. Was jedoch oft immer noch Wunder bewirkt, ist ein verbesserter Fokus auf ein Work-in-progress-Limit. Auch diese Capability findet sich in Accelerate als wichtige Verbesserungsmöglichkeit wieder.

Nicht zuletzt sind die kulturellen Aspekte in den Teams ein wichtiger Hebel, um die Softwareentwicklung zu verbessern. Diese funktionieren aber nur, wenn sie tatsächlich und auf allen Ebenen gelebt werden. Können Teams einfach kollaborieren? Besteht eine Kultur des Lernens? In den Accelerate-Studien wurde festgestellt, dass Defizite in der Kultur auch signifikant mit höheren Schmerzen bei Code-Deployments korrelieren.

Um hier Verbesserungen zu erzielen, kann die Case Study helfen, die im letzten Teil des Buches vorgestellt wird und von umgesetzten Maßnahmen bei der ING-Bank handelt.

Referenzen

Live Webinar: Softwareentwicklung skalieren, ohne sich im Wachstumsprozess aufzureiben

„Im Webinar wurden genau die Pain Points angesprochen, die in unserem Wachstum gerade auftreten. Bei stetig steigender Zahl an Mitarbeitern im Dev & Product Team mussten wir selbst feststellen, wie schwierig es ist, eine sinnvolle Struktur aufzubauen, die bei jedem das Maximum an Effizienz und Leistung hervorbringt und gleichzeitig zu einer gesunden Arbeitsatmosphäre führt.”
Pascal von Briel, Co-Founder & CPO @ exporto GmbH