Was meine ich mit ‘Prozessgefrickel’?
Ideen umsetzen wie sie reinkommen. Man hört oder liest etwas und setzt es im Unternehmen oder Team um, manchmal mit externer Unterstützung, ohne zu überlegen, ob die Voraussetzung überhaupt gegeben sind. Es macht (meiner Meinung nach) zum Beispiel überhaupt keinen Sinn, einen Discovery-Delivery Prozess im Team einzuführen, wenn man kein echtes crossfunktionales Team mit einer gewissen Reife hat.
Punktuelle Problemlösung. Im Grunde werden hier Lösungen für Symptome gesucht, statt den Ursachen nachzugehen. Das ist erstmal nicht per se verkehrt. Nur wenn die Probleme immer wieder auftauchen, ist es an der Zeit auf die Ursachensuche zu gehen. Generell bin ich ein großer Freund davon, sich auf die Suche nach dem wirkungsvollsten Ansatzpunkt zu begeben, da sonst meist viel Mühe vergebens ist.
Das System mit zu vielen und zu großen Änderungen überfordern. Jeder hat Ideen und möchte etwas bewegen. Probleme gibt es so oder so genug. Alle laufen los, Initiativen werden gestartet. Leider gibt es nur endlich viel Zeit für uns alle und wir können nicht alles gleichzeitig machen. Das führt dazu, dass nichts richtig durchgezogen werden kann und Initiativen wieder versanden. Im schlimmsten Fall bricht totales Chaos aus.
Blindes Try-and-Error. Heute X morgen Y ohne systematisch aus den Erfahrungen zu lernen und auch aus fehlgeschlagenen Experimenten Erkenntnisse zu gewinnen. Das ist aber essentiell, wenn man langfristig besser werden möchte.
Erwarten, dass Änderungen gleich funktionieren. Das sagt natürlich nie jemand so direkt, die Bereitschaft den notwendigen, schmerzhaften Weg zu gehen, ist aber oft sehr begrenzt. Meist ist es aber so, dass - welcher Ansatz auch immer - es erstmal nicht so gut funktioniert, da man als Team / Unternehmen natürlich erstmal üben muss und Menschen Zeit brauchen, um sich an neue Arbeitsweisen zu gewöhnen.
Was macht man jetzt mit diesen Punkten? Mein Vorschlag:
- Work In Progress Limit auch für Change im Unternehmen / im Team
- Systematisch experimentieren, zum Beispiel mit einem Continuous Improvement Board
- System Thinking nutzen, um Ursachen zu ergründen und den wirkungsvollsten Ansatzpunkt zu finden
- Ansätze und Ideen hinterfragen: Welche Voraussetzungen benötigt dieser Ansatz? Was fehlt uns noch?
- Lernphasen mit “Wir üben gerade X” bewusst benennen
Bestimmt gibt es noch jede Menge gute Ideen…